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Der Antennen-Stealth-Kit, tatsächlich eine Wunderwaffe?
Der Name „STEALTH“ wurde vom Hersteller SGC nicht von ungefähr gewählt, es soll so die Assoziation mit entsprechender US-amerikanischer Militärtechnik hergestellt werden. Dabei steht das Kürzel für „Smart Tuning, Emergency Antenna Loop, Tactical HF Kit“. Damit ist auch zunächst die primäre Zielrichtung klar: Kommerzieller Einsatz, mit einfachsten Mitteln schnell in die Luft kommen.
Mit
einer MIL-Spezifikation ist der Antennentuner SGC-237 als Herzstück des Kits
auch für härteste Anforderungen tauglich. Dazu gehört ein Temperaturbereich
von –35 bis +70°C und eine Wasserdichtigkeit, die für einen halben Meter
Wassertiefe und 24 Stunden garantiert wird. Nun sollte man sicherlich nicht
unter solchen Bedingungen funken, aber was solche Widrigkeiten aushält, kann
natürlich auch für den Amateurgebrauch nur von Nutzen sein. Das Handbuch zeigt
Einsatz für Feuerwehr, Polizei und andere professionelle Dienste, aber
ebenfalls für den Amateurfunk. Dabei ist hochinteressant, dass sich die
Herstellerfirma SGC sicherlich nicht ohne Grund für den Einsatz von Notfunk auf
der Kurzwelle stark macht, was diesem schon von manchen totgesagten Bereich des
Spektrums offensichtlich auch heute noch eine entsprechende Bedeutung beimisst.
Dies sollten sich einige Verantwortliche im Bundeswirtschaftsministerium einmal
deutlich machen, die drauf und dran sind, der Kurzwelle endgültig mit
Schrotttechnologien wie PLC u.ä. den Garaus zu machen.
Lieferumfang
Zum
„Stealth-Kit“, der im klassischen Agentenköfferchen (allerdings aus
Pappe, hi..) geliefert wird (Bild 1), gehören neben dem Tuner selbst ein
vorkonfektionierter isolierter Antennendraht von knapp 25m Länge und 5
Abspannseile. Zusätzlich sind Seilhaken und Kabelbinder beigefügt. Ein
Blick in den geöffneten Koffer nach Herausnahme des Tuners zeigt die
beschriebenen Teile (Bild 2). Das eine von zwei Handbüchern, verfasst in
Englisch, beschäftigt sich mit dem Smartuner SG-237. Dazu sind
Schaltplan, mögliche Antennen und nützliche Theorie zum Einsatz eines
Antennentuners enthalten. Das
zweite Heft beschäftigt sich speziell mit dem Stealth-Kit, wobei
verschiedene Loop-Antennen den Schwerpunkt für die Anwendung innerhalb
und außerhalb von Gebäuden bilden. |
Schaltung und Aufbau des TunersDer
SG-237 (Bild 3) ist ähnlich aufgebaut wie der SG-239, den ich schon ausführlich
im Funkamateur vorgestellt habe [1]. Aus diesem Grund beschränke ich mich
auf einige grundsätzliche Dinge. Möglich sind CL, LC und
Pi-Konfiguration, wobei mit Hilfe von Relais unterschiedliche Kapazitäten
im Eingang und Ausgang geschaltet werden können, dazu gehören sechs
gestaffelte Induktivitäten in Reihe zwischen 50Ohm-Eingang und dem
Antennenausgang. Der SG-237 (Bild 3) ist ähnlich aufgebaut wie der SG-239, den ich schon ausführlich im Funkamateur vorgestellt habe [1]. Aus diesem Grund beschränke ich mich auf einige grundsätzliche Dinge. Möglich sind CL, LC und Pi-Konfiguration, wobei mit Hilfe von Relais unterschiedliche Kapazitäten im Eingang und Ausgang geschaltet werden können, dazu gehören sechs gestaffelte Induktivitäten in Reihe zwischen 50Ohm-Eingang und dem Antennenausgang. Auf
einer Platine (Bild 4) sind die HF-Bauteile, die Relais, ein
Frequenzmesser, die Phasen- und SWR-Brücke, sowie die
mikroprozessorgesteuerte Schaltlogik mit dem Speicher untergebracht.
Tabelle 1 fasst die wichtigsten Daten des SG-237 in Kurzform zusammen. |
Die Loop-Antennen-Konfigurationen des KitsVorgeschlagen
werden zunächst Einschleifen-Loops (quadratisch, rechteckig oder
dreieckig) mit horizontaler Polarisation und 25m Umfang, wobei die Seitenlänge
6,25m beträgt. Dies ist die Anordnung für Steilstrahlung auf den
niederfrequenteren Bändern und Nahbereichsfunk für Entfernungen bis
800km. Für
Weitverkehr mit Flachstrahlung sollte man die Schleife vertikal montieren,
wobei die Einspeisung auf einer senkrechten Seite erfolgen sollte. Dies
ergibt Vertikalpolarisation mit niedrigerem Erhebungswinkel als bei
Horizontalpolarisation. Interessant
sind die Varianten, die bei begrenzten räumlichen Verhältnissen den
Rahmen ohne Kürzen des Antennendrahtes durch Schleifenbildung zu
Zweifach-, Dreifach- und sogar Vierfach-Loops deutlich verkleinern. Dabei
beträgt die Drahtlänge immer 24,5m und wird mit mehreren Windungen
nebeneinander ausgespannt. Ausdrücklich
wird ein Einsatz innerhalb von Gebäuden vorgesehen, dabei sollten die Schleifen
nicht zu dicht an Metallrahmen (Fenster, o.ä.) gespannt werden. Kurios ist ein
Foto im Handbuch, das eine Spreizer-Konstruktion mit vier Besen vorsieht. Dies
ist zwar eine geniale Idee, aber unterwegs wird man kaum vier Besen finden, es
sei denn man geht im Urlaub in den Nachbarappartments hausieren... |
Damit
man sich eine Vorstellung von den Dimensionen der verschiedenen Formen machen
kann, habe ich für die quadratischen und die dreieckigen Schleifen in Tabelle 1
die Seitenlängen zusammengestellt. Bild 5 macht als Beispiel die
Anordnung für eine quadratische
Viererschleife deutlich, analog kann man sich die anderen Formen vorstellen. Die
Schleifen müssen nicht senkrecht aufgebaut werden, je nach Befestigungspunkten
und zur Verfügung stehendem Platz können diese auch schräg abgespannt werden.
Ebenfalls möglich sind rechteckige Anordnungen, wobei das Verhältnis von
langen zu kurzen Seiten 3:1 nicht überschreiten sollte. Wie
man den Abmessungen aus der Tabelle 1 entnehmen kann, lassen sich die Drei- und
Vierfachschleifen mit der vorgegebenen Drahtlänge auch in normalen Räumen unterbringen. Die Situation bezüglich
TVI/BCI und EMVU muss allerdings jeder selbst ausloten. Ehrlicherweise
muss ich zugeben, dass ich nicht auf die Idee gekommen wäre, solche Antennen
tatsächlich in der Praxis aufzubauen, schon garnicht mit Antennentunern, die
klassische Anpassschaltungen aufweisen. Dies aus dem einfachen Grund, dass die
Verluste eigentlich sehr hoch und der Wirkungsgrad sehr niedrig sein sollten. |
Schleifentyp |
Quadrat-Loop |
Dreieck-Loop |
Einfach-Schleife |
6,10m |
8,13m |
Zweifach-Schleife |
3,05m |
4,06m |
Dreifach-Schleife |
2,03m |
2,71m |
Vierfach-Schleife |
1,525m
|
2,03m |
Bekannt
ist, dass ein Quad-Rahmen mit einem Umfang von 1 Lambda einen
Strahlungswiderstand von etwa 110Ohm aufweist und aus der
Fläche heraus nach zwei Seiten strahlt. Verkleinert man den Umfang, so
sinkt der Strahlungswiderstand sehr schnell ab. Bei kleinen Rahmen kommt man so
zu der Gruppe der Magnetantennen, deren Strahlungswiderstand deutlich unter
0,5Ohm liegt und die einen verlustarmen Aufbau aus Rohr und spezielle
Anpassschaltungen benötigen. Die Strahlungsrichtung liegt dabei in Richtung des
Rahmens, also genau 90Grad gegenüber der Quad gedreht.
Wie
EZNEC ausweist, spielt es für die Richtdiagramme und den Strahlungswiderstand
nur eine untergeordnete Rolle, ob der Rahmen aus einer oder mehreren Windungen
besteht. Aus diesem Grund sind eigentlich Rahmenantennen mit mehreren Windungen
zwar als selektive Empfangsantennen, aber nicht als Sendeantennen bekannt.
Offensichtlich ist EZNEC mit der exakten Simulation dieser Anordnungen überfordert,
denn die erhaltenen Ergebnisse sagen eigentlich aus, dass die kleinen
Mehrfachschleifen garnicht funktionieren dürften! Beispielsweise sollte die
Dreifach-Quadschleife auf 40m einen Strahlungswiderstand von 0,14 –j 850 Ohm
aufweisen, eine Bedingung, die den Smartuner eigentlich vor unlösbare Probleme
stellt. Selbst wenn in dieser Antennenform zusätzliche Verluste auftreten, die
den Strahlungswiderstand anheben, in der Praxis geht der 40m-Verkehr
einwandfrei.
Ein
entscheidender Vorteil gegenüber anderen Behelfsantennen, wie zum Beispiel
kurzen Stabantennen, ist darin zu sehen, dass man keine Erde benötigt. Diese
ist weder als „Gegengewicht“ notwendig, noch um „heiße“ Verhältnisse
am Transceiver zu vermeiden. In keinem Fall kam es zu solchen unliebsamen
Erscheinungen wie verbrannten Fingerspitzen an der Morsetaste oder den
Bedienungsknöpfen, wie ich es schon bei unsymmetrischen Behelfsaufbauten erlebt
habe.
Zunächst
habe ich den Tuner mit verschiedenen Antennenformen (Vertikal, Quad,
nicht-resonante Dipole) getestet, wobei hier schon der gegenüber dem SG-239
deutlich vergrößerte Abstimmbereich auf allen Bändern von 6m-160m auffällt.
Wie bei seinen Verwandten ist auch bei diesem Tuner ein direkter Übergang auf
eine Zweidrahtleitung möglich.
Wichtiger
war indes herauszufinden, ob die Loop-Formen wirklich zu brauchbaren
Eigenschaften führen und vor allem, ob sie auch anzupassen sind, wobei ich anfänglich
sehr skeptisch war. Das Ergebnis sei hier mit aller Deutlichkeit voweggenommen:
Es funktioniert, und das wider Erwarten verblüffend gut! Können magnetische
Loops in der Regel nur auf einem Band eingesetzt werden, so kann mit den
Drahtschleifen des Kits Betrieb von 10m-80m gemacht werden. Dabei findet der
Tuner praktisch immer einen Abstimmpunkt, der bei meinem IC-706 eine
Ausgangsleistung von 80-100Watt HF ermöglicht, dabei liegt das gemessenen SWR
zwischen 1,0 und 1,6. Weder wurde dabei eine Wärmeentwicklung im Tuner
beobachtet, noch kam es zu Spannungsüberschlägen in irgendwelchen Teilen der
Antenne oder im Anpassgerät.
Als
kritischster Punkt beim Aufbau erweist sich, dass man immer Zollstock,
Taschenrechner und entsprechende mathematische Kenntnisse bereithalten muss, um
die Längen und Diagonalen vor dem Spannen der Drähte zu bestimmen. Allein mit
der Methode "Trial and Error" kommt man nämlich nicht zu einem
brauchbaren, straff gespannten Rahmen, in den der Tuner ja auch noch integriert
werden muss. Zudem sollten die einzelnen Drähte schon etwas Abstand
untereinander aufweisen. Hat man diesen Kraftakt hinter sich gebracht, so ist
man in wenigen Sekunden auf 8 Bändern QRV. Gerade
auf den niederfrequenten Afu-Bändern ist natürlich ein Verkleinern des
Umfanges mit sinkendem Wirkungsgrad verbunden, aber selbst die Vierfach-Schleife
liefert auf den höheren Bändern 10m-30m sehr gute Ergebnisse. Auf 40m und 80m
sind die Signale und Rapporte bei Indoor-Betrieb nicht mit einem frei hängenden
Dipol zu vergleichen, es ist aber einwandfrei Funkverkehr möglich. Die
Alternative, entweder garnicht zu funken oder unter den geschilderten
Bedingungen, spricht eindeutig für die Wirksamkeit der Antennenanordnung und
die Überlegung, sich durchaus mit der Stealth-Anordnung zu befassen. Auf
Bild 6 sieht man einen mit Klebeband fixierten Vierfachrahmen mit einer Seitenlänge
von 1,52m, dabei ist die Diagonale der Spreizer 2,17m. Verwendet man nicht die
hier gezeigte „Diamond“-Form, sondern das Quadrat mit zwei Seiten parallel
zum Erdboden („Quad“-Form), so passt der Aufbau bequem in ein Zimmer mit
einer gängigen Etagenhöhe von 2,60m. |
ier hatte ich gerade ein QSO auf 20m mit TK5LB, den ich im
ersten Anruf erreichte und von dem ich einen Rapport von 5/9 in SSB erhielt.
Mit
Hilfe des Fotos kann man sich einen Eindruck von den Proportionen dieses
kleinsten Rahmens machen, wobei man draußen sinnvollerweise größere Schleifen
aufbauen sollte.Interessant
war ein Vergleich mit einem umfanggleichen Rahmen, aber nur einer Drahtschleife.
Diese konnte auf allen Bändern von 10m-40m angepasst werden, auf 80m ging aber
nichts mehr.
Gerade
durch die universelle Einsetzbarkeit des SGC-Tuners SG-237, wobei man ja nicht
nur die beschriebenen Schleifen nutzen muss, ergibt sich ein weites Einsatzfeld.
Für antennengeschädigte Funkamateure zuhause oder auf Reisen können die Möglichkeiten
des Kits über Sein oder Nichtsein entscheiden.
Gelegentlich zu hörende Befürchtungen, daß der Übergang des unsymmetrischen Antennenanpaßgerätes auf eine symmetrische Zweidrahtleitung oder eine Schleifenanordnung nicht funktionieren könne, kann ich nicht bestätigen. Diese an sich ungewöhnliche Lösung geht in der Praxis einwandfrei.
Hoffentlich
gelangt der Stealth-Kit nicht in die Hände der unfrommen Brüder und Schwestern
in Afrika oder der somalischen Warlords, die mit ihrem illegalen Funkverkehr in
den Amateurfunkbändern schon länger unliebsam auffallen, sonst hat die
Bandwacht zu den schon sich wiederholenden Meldungen mit Intrudern weiteren Ärger...
Tabelle
2: Daten des Smartuners SG-237
Frequenzbereich |
1,8-60MHz |
HF-Leistung |
3-100Watt
(PEP), 40Watt Dauerstrich |
Zulässige
Betriebsspannung |
10-18,5V= |
Mittlere
Stromaufnahme |
300mA |
Typ.
Abstimmzeit (Neuabstimmung) |
<2sec |
Abstimmzeit
für Speicherdaten |
<10msec |
Min.
Antennenlängen (Eindraht) |
2,15m
für 3,5-60MHz, 7m für 1,8MHz |
Temperaturbereich |
-35°-+70°C |
Länge
des Speisekabels (50 Ohm) |
2,80m |
Literatur:
[1] Steyer, M. (DK7ZB): Automatik-Tuner SG-239 - was kann er wirklich? FA 3/2002, S. 236/23