Selbstbau einer leistungsfähigen
5-Element-Yagi für das 2m-Band mit einer neuartigen Anpassungstechnik
Überarbeiteter, ergänzter Artikel aus dem Praxisheft 11 des Arbeitskreises Amateurfunk und Telekommunikation in der Schule (AATIS)
Bild 1: 5-Element-2m-Yagi, Boomlänge 2m, Gewinn 9 dBd, V/R > 20dB |
Viele
Amateure scheuen sich davor, Richtantennen für UKW zu bauen. Einerseits fehlt
es wohl am geeigneten Material, andererseits herrscht der Glaube vor,
kommerzielle Antennen seien besser als selbstgebaute.
Hier
soll eine leicht zu verwirklichende Yagi beschrieben werden, die zudem bezüglich
ihrer elektrischen Daten vergleichbaren im Handel erhältlichen eindeutig überlegen
ist.
Zur
Anpassung des Erregers an das Speisekabel wird eine neuartige Speisung
("DK7ZB-Speisung") verwendet, die erstmals 1995 beschrieben wurde und
bei der UKW-Tagung in Weinheim 2000 mit dem 1. Preis in der Sektion
"Antennentechnik" ausgezeichnet wurde.
Das elektrische Konzept
Zunächst
sollen die wichtigsten Grundzüge für die Konstruktionsgrundlagen vorgestellt
werden. Bekannt dürfte sein, daß man durch Hinzufügen kürzerer Elemente vor
einem Strahler (Direktoren) und einem längeren Element hinter dem Strahler
(Reflektor) eine Richtwirkung erzielen kann. Diese nimmt bei richtiger
Dimensionierung der Längen und Abstände proportional der Antennenlänge zu.
Der
ursprüngliche Dipol mit einem Strahlungswiderstand von 50-70Ohm wird so zum
Erreger in einer Yagi-Richtantenne, wobei zum Erzielen bestmöglicher
Eigenschaften der Strahlungswiderstand deutlich unter 50Ohm absinkt. Damit ist
der Anschluß üblicher 50Ohm-Koaxkabel nur mit Hilfe von Transformations-, bzw.
Anpaßgliedern möglich.
Der
günstigste Kompromiß für die Amateurfunk-UKW-Bänder bezüglich
Richtdiagramm, Bandbreite, Antennengewinn und Verlusten stellt sich bei einem
Strahlungswiderstand zwischen 25 und 30Ohm ein.
Daß
kommerzielle Antennen meist einen Faltdipol mit einem Strahlungswiderstand von
200Ohm einsetzen (dieser läßt sich leicht mit einer Halbwellenleitung auf
50Ohm transformieren), hat Wurzeln in der Fernsehtechnik und ist für
Amateurantennen eigentlich wenig sinnvoll. Einmal gebogen, das ist schon
schwierig genug, ist keine Längenänderung zum Abgleich mehr möglich.
Hier kommt nun eine neue, aber sehr einfache und wirkungsvolle Technik zum Einsatz. Bekannt ist, daß eine Viertelwellenleitung als elektrisches Transformationsglied verwendet werden kann. Bei einem Strahlungswiderstand von 28Ohm und einer Kabelanschlußimpedanz von 50Ohm muß die Transformationsleitung 37,5Ohm Wellenwiderstand besitzen. Dieser läßt sich unter Beachten des Verkürzungsfaktors einfach durch das Parallelschalten zweier 75Ohm-Kabelstücke realisieren.
Bild 2: Prinzip der DK7ZB-Speisung |
Wird das Anpaßkabel zusätzlich nach dieser Viertelwellenlänge geerdet, so ergibt sich außerdem ein vereinfachter Viertelwellensperrtopf, der Mantelwellen wirkungsvoll unterdrückt. Das Schema dieser Konstruktion ergibt sich aus Bild 2. Diese von der Tonna-Speisung abgeleitete Methode ist als DK7ZB-Speisung seit einigen Jahren für Antennen vom Kurzwellenbereich bis zum 70cm-Band erfolgreich im Einsatz. Gerade bei Langyagis erhält man so einfache, aber leistungsfähige Konstruktionen. EME-Gruppen in verschiedenen Ländern und auch die VE7BQH-Liste für leistungsfähige 2m-Yagis zeigen, daß das Konzept der DK7ZB-Yagis ausgezeichnet funktioniert [1]. |
Mechanische
Konstruktion der 5-Element-Yagi
Die Elementlängen und -abstände gehen aus Bild 3 hervor. Die Boomlänge beträgt genau 2m, so kann man aus der handelsüblichen Stangenlänge des Rohres von 6m ohne Verschnitt 3 Yagis bauen.
Bild 3: Abstände und Längen der Yagi für 8mm- und 10mm-Elemente bei isolierter Halterung oberhalb des Booms. Der Strahler besteht bei beiden Varianten aus 10mm-Alurohr. |
Die
Transformationsleitung aus den zwei parallelen 75Ohm-Koaxkabeln ist 34,5cm lang,
wenn das Dielektrikum aus Voll-PE besteht (z.B. RG-59B/U), bzw. 42,5cm bei
SAT-ATV-Kabeln mit weißem Schaumstoff-Dieelektrikum. Dessen Verkürzungsfaktor
ist mit 0,82 durch den Luftanteil deutlich größer als bei den Voll-PE-Kabeln
mit V=0,667.
Weitere Einzelheiten der Mechanik können aus Bild 5 entnommen werden.
Bild 5: Weitere Details der Elementbefestigung und der Strahlerdose |
Die Daten der Yagi
Die
Bandbreite ist mehr als ausreichend, um mit einem SWR <1,4 das gesamte
2m-Band von 144-146MHz zu erfassen. In Bandmitte beträgt der Gewinn 9dBd bei
einer Rückdämpfung von 20dB, wobei ein reeller Strahlungswiderstand von 28Ohm
vorliegt.
Die
aussagefähigen elektrischen Daten zum Verlauf von Gewinn, Rückdämpfung,
Anpassung und Strahlungswiderstand ergeben sich aus Bild 6. Hieraus wird
deutlich, daß ein Einsatz für alle Betriebsarten möglich ist.
Beim
Vergleich mit kommerziellen Antennen sollte beachtet werden, daß diese meist zu
hohe Gewinnangaben haben, zu den deren weiteren elektrischen Daten werden wenig
Aussagen gemacht. Bei der Analyse mit "YA" [2, 3] habe ich bei allen
untersuchten käuflichen Yagis schlechtere Eigenschaften festgestellt.
Daß
die von mir propagierten Daten realistisch sind, bestätigt auch die Analyse von
Peter, DJ2ZS mit dem Programm "EZNEC" von W7EL [4]. Dessen Ergebnisse
sind von Fritz, DM2BLE, in PR-Boxen unter der Rubrik "EMV" in der
Antennenbibliothek abgelegt.
Bild 7: Horizontales Strahlungsdiagramm
Die
mit Hilfe von "YA" geplotteten Richtdiagramme für den Freiraum in der
H- und E-Ebene zeigen eine saubere Strahlungscharakteristik (Bilder 7 und 8).
Das horizontale Richtdiagramm wurde meßtechnisch überprüft und entspricht den
errechneten Werten. Eventuell können diese Daten für die Winkeldämpfung bei
der EMV-Erklärung von Bedeutung sein.
Bild 8: Vertikales Strahlungsdiagramm
Eventueller Abgleich
Vor
dem Anschluß des Strahlers sollte man die Viertelwellen-Transformationsleitung
mit zwei parallelen 56Ohm-Widerständen (2Watt, Metalloxid-Schicht) als
28Ohm-Abschluß auf die einwandfreie Funktion prüfen. Dazu wird diese schon an
der Buchse angeschlossen (mit Erdung am Boom!), anstelle des Dipols benutzt man
die Widerstände.
Abweichungen
von einem SWR 1,0 können nur durch eine falsche Länge des Kabels enstehen.
Ursachen können von 75Ohm abweichender Wellenwiderstand oder ein anderer Verkürzungsfaktor
sein. Teflonkabel haben z.B. V=0,7!
Sollte
das SWR-Minimum zu tief liegen, kann man die Enden des Strahlers millimeterweise
kürzen. Bei einem SWR <1,2 sollte man aufhören, denn das ist besser als zu
viel abzuschneiden. An den anderen Elementen dürfen weder Lage noch Länge geändert
werden!
Stocken zu Gruppen
Zwei
verschiedene Varianten bieten sich an: Jeweils in der Vertikalebene übereinander
2 Yagis (optimaler Abstand 2,40m) oder übereinander 4 Yagis
(optimaler Abstand 1,60m je Ebene).
Besonders
die 4er-Gruppe stellt schon eine Hochleistungsanlage dar, die für Konteste
bereits voll tauglich ist und mit 15dBd Gewinn einen großen horizontalen und
einen kleinen vertikalen Öffnungswinkel besitzt.
Bild 9: Stocken von zwei Yagis mit 75-Ohm- Koaxkabeln
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Da
eine Zweiergruppe einfach zu stocken ist, wird dies kurz beschrieben. Man benötigt
zwei 75-Ohm-Kabel (Bild 9) mit einem ungeradzahligen Vielfachen von Lambda/4.
Unter Berücksichtigung des Verkürzungsfaktors bietet sich eine Länge l1 von je
172,5cm an (RG-59B/U, 75Ohm, V=0,667, 5/4-Lambda). In der Mitte werden die
beiden Kabel in einer kleinen Dose zusammengeführt und eine Buchse eingebaut.
Hat man an jedem Ende zwei Stecker, kann problemlos bei Portabelbetrieb die
Antennenanlage auf- und abgebaut werden. Theoretisch
sollte das Aufstockkabel 70,1Ohm Wellenwiderstand haben, die zusätzliche
Fehlanpassung liegt bei <1,2 und kann absolut vernachlässigt werden. Das am
Kabeleingang gemessene SWR ist immer deutlich besser als die theoretischen
Werte, wenn man alles richtig dimensioniert hat. |
Bild 10:
Zusammenschalten von 4 Yagis, Dabei sind die Längen l1 beliebig, alle vier Kabel (50-Ohm-Koax) müssen aber gleichlang sein. Die Kabel mit der Länge l2 bestehen ebenfalls aus 50-Ohm-Koax, aber als ungeradzahliges Vielfaches von Lambda/4.
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Abschließende Betrachtungen
Wer durch den Nachbau auf den Geschmack gekommen ist und längere und leistungsfähigere Yagis nach dem gleichen 28-Ohm-Prinzip bauen möchte, kann ein gepacktes File mit den Antennendaten und -abmessungen für die Bänder 6m, 2m und 70cm diverser erprobter Hochleistungsantennen bis hin zu EME-fähigen Ausführungen als Yagi.zip herunterladen.
Bild 11: Die gestockte Zweiergruppe |
Literatur- und Quellenangaben: [1]
Steyer, M. (DK7ZB): Konstruktionsprinzipien für UKW-Hochgewinn-Yagiantennen,
Teil 1 in FUNKAMATEUR 2/99 (S. 212-215) , Teil
2 in FUNKAMATEUR 3/99 (S. [2]
Beezley, B. (K6STI): Programm Yagi-Analyzer (YA), Beilage auf Diskette zum
ARRL-Antenna-Book (Auflagen ab 1995) [3]
Steyer, M. (DK7ZB): Das Konstruieren von Yagi-Antennen mit dem Programm YA von
K6STI, funk 11/99 (S. 66-70) [4]
Lewallen, R. (W7EL): Programm "EZNEC" zur Antennenanalyse
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